Die Schule: Dombergschule Suhl
Das Ziel: Kurzfristig: Erarbeitung & Präsentation einer eigenen kleinen Theaterproduktion innerhalb eines Schulhalbjahres // Langfristig: Etablierung kontinuierlicher Theaterprojekte an der Schule
Die Gruppe: Leitung: Ulrike Engelbert // Teilnehmer*innen: 9 Schüler*innen im Alter von 13 bis 20 Jahren (Ulrike Engelberts Klasse)
Die Erwartungen: Ulrike Engelberts Klasse hat seit 2018 mehrere zweitägige Theaterworkshops mit theaterspiel und dem Freizeittreff Auszeit durchgeführt. Die Klasse – Schüler*innen mit ganz unterschiedlichen geistigen und körperlichen Behinderungen – liebt Theater. Neu ist allerdings der langfristige Ansatz: Über so einen langen Zeitraum hinweg hat die Gruppe noch keine kontinuierliche Theaterarbeit gemacht. Werden sie bis zur Präsentation am Ball bleiben?


Besuch 1: Februar 2020

Die Klasse ist im Januar in die Theaterstarter gesprungen – und hat erstmal viele Übungen zu Körper- und Stimmarbeit ausprobiert, die ich Ulrike Engelbert übermittelt hatte.

Standbilder und kleine pantomimische Aufgaben löst die Gruppe schon klasse, aber die Darstellung von Emotionen bereitet ihr Schwierigkeiten. Auf Wunsch meiner Ansprechpartnerin üben wir bei meinem Besuch dann genau das: Allein oder in Kleingruppen suchen sich die Teilnehmer*innen Gefühle aus und überlegen, wie sie diese den anderen mit Mimik und Gestik vorstellen können – und die raten dann, um welches Gefühl es sich handeln könnte. Der spielerische Ansatz funktioniert gut.

Und dann darf ich ganz viel Zuschauen und Staunen: Die Gruppe hat bereits das Gerüst einer Geschichte und probiert sich in der Rollenverteilung aus. Die märchenartige Geschichte handelt von Einsamkeit, der Suche nach Freundschaft und den Stärken, die jede*n Einzelnen ausmachen. Interessant ist: Obwohl die Schüler*innen sich in Alter und Behinderungsarten und -graden sehr unterscheiden, arbeiten sie sehr vertrauensvoll zusammen – und das Thema ihrer Idee verbindet sie: Die Klasse findet Märchen super und zu Freundschaft und eigenen Stärken kann jede*r etwas beitragen. Ich bin schon sehr gespannt auf meinen nächsten Besuch – es gibt nämlich auch jede Menge musikalischen Rabatz!


Besuch 2: September 2020

Sechs Monate Pandemie-Pause. Und Unterricht in Kleinstgruppen. Und Sommerferien.

Die Theaterstarter der Domberg-Schule waren so kraftvoll in ihr Projekt gesprungen – und dann kam Corona.

Aber: Ulrike Engelbert und ich hielten in regelmäßigen Abständen Kontakt – und ich erfuhr, dass die Klasse nach wie vor total Lust auf Theater hatte und sehnsüchtig darauf wartete, endlich an ihrem Stück weiterarbeiten zu können. Hut ab!

Die Freude war also – trotz Abstand, Masken etc. – auf allen Seiten groß als ich zu meinem zweiten Besuch in Suhl auftauchte. Und dann durfte ich erstmal zuschauen und genießen: Die Gruppe hatte ihre Stückidee weiter ausgefeilt, Kostüme angeschafft und den inhaltlichen Fokus noch mehr auf das Thema Freundschaft und Zusammenhalt gelegt. Es wurde gesungen, getanzt und Text geübt. Wir feilten gemeinsam an Lautstärke und Bewegungen (die Schüler*innen schlüpfen in Tierrollen). Ich war überrascht und beeindruckt von der Konzentration und Beharrlichkeit der Klasse. „Nebenbei“ blieb noch Zeit für Theaterübungen. Eine Übung, die viel mit Improvisation und schrägem Denken zu tun hat, bereitete der Klasse beim letzten Mal Schwierigkeiten. Bei diesem Mal lief sie wie geschmiert: Hier hatte es eindeutig „klick“ gemacht!

Nun geht es bis zu meinem nächsten Besuch vor allem um die Stabilisierung der Bühnenabläufe. Ulrike Engelbert und ihre Klasse rocken das! Und ich freue mich in der Zwischenzeit über die Herzlichkeit und das Engagement der Suhler Theaterstarter.

Besuch 3: Oktober 2020

Kostüme! Kostüme! Kostüme!

Jede Rolle im Stück der Gruppe hat nun ein eigenes Kostüm. Das bedeutet auch: Jede*r muss sich mit der eigenen Klamotte vertraut machen: Das Pferd macht Geräusche, die Katze kratzt, der Hund verliert öfter seinen Kopf…

Sehr beeindruckt habe ich bei meinem dritten Besuch die Fortschritte der Suhler Truppe beobachtet: Texte und Gesten können abgerufen werden, Auftritte (wer kommt wann von wo?) sind klarer geworden. Intensiv geübt haben wir wieder die Darstellung von Emotionen: Was macht mein Körper, wenn ich ängstlich, traurig, verliebt bin?

Üben ist bei Ulli Engelberts Klasse eh das A und O. Die Jungs und Mädels haben merklich sehr großen Spaß am Theater spielen – und es fordert sie auch sehr heraus. Texte merken, auf Stichwörter reagieren… das sind alles Dinge, die nur durch regelmäßige Übung verfestigt werden können. Und obwohl ich den Teens die Anstrengung ansehe, mit der sie auf der Bühne um Konzentration kämpfen, so sehe ich auch: Eigene Ideen werden umgesetzt, Mitspieler*innen werden an ihre Einsätze erinnert, Souveränität auf der Bühne schleicht sich ein. Die Freude ist groß, der Teamgeist auch.

Die Suhler Truppe ist zäh und kontinuierlich bei der Sache – Ulli Engelbert und Kollegin Kerstin Balschus sind emsige Anfeuerinnen. Nächste Hürde: Die zweiwöchigen Herbstferien. Wird die Gruppe ihr Stück danach noch im Kopf parat haben? Ich bin gespannt – und verneige mich vor der bisher geleisteten Arbeit.

Zusätzlich gefördert durch: