Die Schule: Ev. Schule Benz
Das Ziel: Fortführung der in 2019 begonnenen Theaterstarter-Arbeit – diesmal aber in der Klasse 3/4 und in Blockform
Die Gruppe: Leitung: Kirsten Hertrich (Schulleiterin) // Teilnehmer*innen: 17 Schüler*innen (eine gesamte Klasse) der Klassen 3 und 4
Die Erwartungen: Die Klasse ist quirlig und lebhaft. Gemeinsame Arbeit an einem Projekt ist oft unruhig und für alle Beteiligten stressig. Kirsten Hertrich möchte das Konzept Theaterstarter gerade mit dieser Klasse(nstufe) ausprobieren, weil sie sich dadurch einen Entwicklungsprozess hin zu mehr Kooperation untereinander erhofft.


Besuch 1: September 2020

Ich bin vier Tage vor Ort, um Kirsten Hertrich bei der Stückerarbeitung zu begleiten. Danach wird sie mit der Klasse allein weiterproben, bevor ich dann vor Weihnachten zur Präsentation wieder anreise.

Die Klasse ist energiegeladen und sehr spielfreudig – aber auch ein Sack Flöhe. Jede*r möchte JETZT SOFORT die eigene Idee äußern und umsetzen! ALLE wollen eine Hauptrolle! Um Dampf rauszulassen beginnen wir mit auupowernden WarmUp-Übungen, sie sich dann mit konzentrierter Szenenarbeit abwechseln. Das läuft prima!

Nach vier Tagen steht das Stück: Es geht um Müll im Meer und die fiesen Machenschaften eines Touristen-Ausflugsschiffs. (Thematisch bewegen sich die Kids also sehr nah vor ihrer eigenen Haustür.) Die Ideen zu ihrem Stück hat die Klasse gemeinsam entwickelt, ebenso die Rollen. Selbst bei der Rollenverteilung wurde friedlich-gemeinschaftlich agiert. Nun stehen zum Abschluss noch Durchläufe an, d.h. das gesamte Stück wird von Anfang bis Ende geprobt. Die Luft ist allerdings ziemlich raus – da zücke ich meinen Zauberstab (aka Mobiltelefon) und verkünde, dass ich den Durchlauf nun filmisch aufzeichnen werde – für Kirsten Hertrich und die Klasse, als Erinnerungshilfe und Unterstützung für die weiteren Proben. Plötzlich ist es nicht nur mucksmäuschenstill, sondern es herrscht auch eine Konzentration im Raum, die mensch mit einem scharfen Messer in dicke Scheiben schneiden könnte!

Der Durchlauf gelingt zur vollsten Zufriedenheit aller Beteiligten – und dann heißt es bye, bye für mich: Wir sehen uns im Dezember!

UPDATE:

Oder auch nicht… Die Coronapandemie macht den Benzern und auch mir einen großen Strich durch die Rechnung: Lockdown, Homeschooling, Wechselunterricht, dem Unterricht fernbleibende Kinder… Vor den Sommerferien 2021 kommt die Klasse nicht mehr in Originalbesetzung zusammen, eine angedachte interne Schulaufführung vor Mitschüler*innen im Frühjahr 2021 platzt.

Nach den Sommerferien ist die Klassenzusammensetzung eine komplett neue – und Kirsten Hertrich und ich haben eine Idee: Wir stellen eine kompakte Theaterveranstaltung auf die Beine – drei Tage en bloc, mit den „neuen“ Kindern. Präsentation dann vor den Herbstferien.

Die neuen Kids erfinden eine neue Geschichte (Thema: Miteinander / gemeinsames Stranden von sehr unterschiedlichen Menschen auf einer Insel), die sie in Szenen und Rollen verpacken und mit eigenen Kostümen und Requisiten anreichern. (Endlich kommt auf der Bühne ein Handy zum Einsatz! Welches auf der Insel natürlich keinen Empfang hat…) Es fällt auf, dass die Kids danach lechzen, gemeinsam und „in echt“ an einem Projekt zu arbeiten. Grundlagen des sozialen Miteinanders werden durch Aufwärmübungen wieder in Erinnerung gebracht.

Nach meinen Tagen vor Ort bleiben Kirsten Hertrich und ich per Fon und Zoom im Austausch. Die Pandemiehürden werden nicht weniger. Aber kurz vor dem Beginn der vierten Welle kommt es zur gefeierten Präsentation vor Eltern in der Benzer Kirche – mit Bühnenbild, verschiedenen Spielebenen (hallo, Kanzel!) und sogar einem neu eingebauten Erzähler/Mitschüler!

PS: Wenn Menschen auf einer Insel stranden, ist es sehr unwahrscheinlich, dass sie allein von dort nach Hause finden. Und manchmal, wenn eine einsame Insel gar nicht so einsam ist, dann lohnt es sich neue Freundschaften zu knüpfen – und einfach da zu bleiben.


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