Die Einrichtung: Papenberger Jugendtreff
Das Ziel: Erarbeitung eines Theaterstücks mit einer bunt zusammengewürfelten Gruppe, die noch keinerlei Theatererfahrungen hat
Die Gruppe: Leitung: Christoph Pollmert // Teilnehmer*innen: bis zu 15 Kinder und Jugendliche im Alter von 10-15 Jahren
Die Erwartungen: Der Jugendtreff kennt theaterspiel durch Auftritte in den umliegenden Schulen. Christoph Pollmerts Wunsch: Theater als Blockveranstaltung in den Jugendtreff holen, ausprobieren, selber machen, dann ggf. als Dauerangebot etablieren.

Besuch 1, Sommer 2022

Am ersten Tag der Blockveranstaltung kommen trotz Anmeldung genau zwei Teilnehmerinnen in den Jugendtreff. Christoph und ich führen dennoch theaterpraktische Übungen durch. Am nächsten Tag kommen – aufgrund von Mund-zu-Mund-Propaganda – drei weitere Teilnehmer*innen, schlussendlich sind es sechs Teilnehmer*innen. Christoph ist enttäuscht, ich allerdings merke schnell: Hier ist wirklich Graswurzelarbeit gefragt. Ein offener Jugendtreff ist weniger verbindlich als eine Schule. Basics wie zuverlässiges Erscheinen müssen trainiert werden, dann erst kann die konkrete Theaterarbeit gelingen. An die Entwicklung eines Stücks ist noch nicht zu denken, hier erfolgt die Theaterarbeit einen Schritt vorher: Theaterpraktische Übungen, die Konzentration und Kreativität fördern, sind für die Kids bestens geeignet. Diese Übungen führen langsam zur Szenenentwicklung.


Besuch 2, Herbst 2022

Christoph hat sich für eine besondere Aktion entschieden: Es wird eine Übernachtung im Jugendtreff geben – und von Anfang bis Ende machen wir Theater, neben einem gemeinsamen Abendessen und Frühstück.

Zwei Teilnehmerinnen aus dem Sommer sind wieder mit dabei – der Rest der nun 12köpfigen Gruppe besteht aus Teenager-Jungs, die sich gut kennen und mehr Interesse an der Übernachtung als an Theater haben.

Die ersten Warmup-Übungen verlaufen noch etwas träge – die Mädchen haben nun mehr Theatererfahrung als die Jungs, die sich zunächst unsicher begackern.

Dann der Umschwung: Anhand von selbst ausgesuchten Gegenständen sollen kurze Geschichten erfunden werden. Plötzlich ist die Konzentration da und szenisches Arbeiten wird möglich.

Das gemeinsam zubereitete Abendessen schafft zusätzliche Offenheit. Die gesamte Gruppe traut sich nun an die szenische Umsetzung einer eigenen Geschichte: Der Jugendtreff soll geschlossen werden. Die Jugendlichen wollen das verhindern, legen sich mit Politikern an und suchen Unterstützung bei der Bevölkerung.

Am nächsten Morgen werden die noch fehlenden Szenen geprobt. Und was am Vortag noch undenkbar schien: Es gibt vorab eine konstruktive Diskussion in der Gruppe über den weiteren Verlauf der Szenen. Christoph und ich können uns immer weiter aus dem Prozess herausziehen und der Gruppe das Steuer überlassen. Eine tolle Entwicklung!

Zum Abschluss wird das Ministück gefilmt und jede*r Teilnehmer*in zur Verfügung gestellt. Eine Aufführung vor Live-Publikum ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht denkbar. Christoph möchte nun weitermachen, mit wöchentlichen kurzen Theaterübungen – und ergänzenden Blockveranstaltungen. Das wird nicht einfach, denn im Jugendtreff gibt es personelle Veränderungen, die Christoph herausfordern werden. Dennoch: Das Theater wächst weiter im Papenberger Jugendtreff – langsam und beharrlich.

Zusätzlich gefördert durch: