Die Schule: Ev. Schule „Peeneburg“ Anklam
Das Ziel: Kurzfristig:Erarbeitung einer eigenen kleinen Theaterproduktion innerhalb einer Blockveranstaltung, selbständige Fortführung der Proben, Präsentation des Stücks vor geladenen Gästen // Langfristig: Etablierung kontinuierlicher Theaterprojekte an der Schule // Theaterstarter-Profis im zweiten Jahr
Die Gruppe: Leitung: Katharina Müller // Teilnehmer*innen: 18 Schüler*innen der Klassen 3 und 4 („Peenebiber“)
Die Erwartungen: Die Ev. Schule hat theaterspiel schon öfters mit Stücken und Workshops zu Gast gehabt – außerdem ist Katharina Müller als Musiklehrerin bühnenerprobt: Sie hat z.B. schon Musicals an der Schule auf die Beine gestellt. 2019 erprobten die „Peenewölfe“ (Klasse 3/4) das Projekt Theaterstarter – mit großem Erfolg. Deshalb nun 2020 die Neuauflage des Konzepts mit der aktuellen Klasse 3/4, den „Peenebibern“. Der „Peeneburg“ ist es ernst damit, kontinuierliche Theaterprojekte an der Schule zu etablieren.


Besuch 1, Tag 1: Anfang September 2020

Wird Corona den Theaterstartern einen Strich durch die Rechnung machen? Das war lange die große Sorge von Katharina Müller (und mir). Dann gab es grünes Licht – und am ersten Tag viele neugierige Gesichter: Wir erfinden unser eigenes Stück zum Thema „Eine bessere Welt“!? Wie geht das!!?? 

Selten habe ich eine Gruppe in dieser Altersstufe erlebt, die so stringent und konzentriert an einem Geschichtsplot arbeitet. Eigentlich wollte ich das Ganze viel praktischer gestalten, damit die Klasse nicht so lange rumsitzt. Aber da die Kinder an regelmäßige Sitzkreise gewöhnt sind (und dieses Ritual offensichtlich schätzen), bauten wir gemeinsam zunächst die Geschichte im Kopf zusammen. Viele verschiedene Ideen wurden hin- und hergeschoben, aber am Schluss waren sich die „Peenebiber“ einig: Zwei Gangs, viel Müll und ein hochgiftiger See standen im Mittelpunkt des Geschehens.

Jetzt wurde es aber doch Zeit sich in verschiedenen Theaterübungen auszutoben! Besonders viel Spaß machte den Schüler*innen das Ausprobieren von Mimik und Gestik ohne Sprache.


Besuch 1, Tag 2: Anfang September 2020

Tag 2 startete mit der Festlegung der Rollen – eine spannende Sache, denn alle hatten schon bestimmte Vorstellungen im Kopf: Eine große Rolle, eine kleine Rolle, eine SEHR kleine Rolle, eine SEHR große Rolle… An dieser Stelle habe ich mit den „Peenebibern“ darüber diskutiert, welche Funktionen große und kleine Rollen haben – und was es von den Darsteller*innen braucht, um diese Rollen gut auszufüllen.

Daraufhin trauten sich auch eher „leise“ Kinder eine Sprechrolle zu. Und dann, nach ein paar Übungen zum warm werden, ging es schon in die Aula – denn dort sollte die Aufführung Anfang Oktober stattfinden. Die Aula der „Peenburg“ ist uralt (Flugpionier Otto Lilienthal ging hier zur Schule!) und wunderschön – aber akustisch eine ziemliche Katastrophe: Sobald hier mehr als zwei Menschen durcheinander reden, summt es im Raum wie ein Bienenstock – ein sehr lauter Bienenstock! Und wenn nicht laut und deutlich gesprochen wird, verschluckt die Aula einfach die Sprache. Puh! Das stellte die Biber vor einige Herausforderungen – gerade die eher „leisen“ Kinder. Ausserdem waren Abläufe noch nicht klar – und drei(!) Fahrräder mussten auch noch irgendwie in das Stück eingebaut werden – unfallfrei! Es gab also noch jede Menge zu tun.

Besuch 1, Tag 3: Anfang September 2020

Tag 3 stand zunächst ganz im Zeichen von Abläufen: Wer tritt wann und von wo auf? Welche Stichwörter sind wichtig, damit der eigene Auftritt nicht verpasst wird? Inhaltlich wünschte sich die Gruppe, das Stück mit einem energiegeladenen Tanz enden zu lassen. Also wurde der Holzboden der altehrwürdigen Aula zum Beben gebracht. Bemerkenswert war, dass die eher „lauten“ Kinder den Kolleg*innen aus der Eher-Leise-Abteilung praktische Hilfe gaben: Es wurde gemeinsam geübt – und auch bei den recht aufwändigen Auf-und Abgängen unterstützten sich die „Peenebiber“ gegenseitig.

So weit, so gut – dennoch: Der Aula-Bienenstock brummte, die Konzentration war nicht immer vollständig da – und es fehlte auch noch die erste Szene des Stücks: Eine Vorstellung der beiden Gangs – ohne Worte, rein pantomimisch, mit Mimik und Gesten.



Besuch 1, Tag 4: Anfang September 2020

Tag 4 bedeutete: Durchläufe des bisher Geprobten, Festigung des bisher Erarbeiteten. Geschafft! Dann: Diskussionen über Kostüme und Requisiten. Viel Müll wurde auf der Bühne gebraucht – und wir stellten ziemlich ernüchtert fest, dass es überhaupt kein Problem war viel Müll zusammen zu bekommen: Jeder „Peenebiber“ brachte etwas von zuhause mit – und vor allem Plastikmüll war endlos vorhanden…. Das passte gut zur Thematik des Stücks.

Bis zu meinem nächsten Besuch standen nun wöchentliche Proben an. Was so banal klingt, bedeutet für die Gruppenleitung Arbeit: Katharina Müller musste die Proben in ihren regulären Unterrichtsplan einbinden (ihre Kolleg*innen halfen ihr dabei) und Horterzieherin Angela sorgte dafür, dass die Kids zusätzlich einmal wöchentlich reine Text-Proben mit ihr machten. Das emsige – und notwendige!! – Dranbleiben sollte sich auszahlen…


Besuch 2: Anfang Oktober 2020

Präsentation! Sehr aufgeregt waren die „Peenebiber“ – schließlich saßen Papa, Mama, Schwester, Opa, Hamster… im Publikum! Mit Abstand, vorheriger Anmeldung und geöffneten Fenstern. Und Masken. Ich fragte mich, ob das die Kinder irritieren würde: Schließlich sind nur die Augen sichtbar, mimische Reaktionen sind eingeschränkt. Aber die „Peenebiber“ hatten Anderes zu tun als sich durch die strengen und absolut korrekten Pandemie-Vorgaben der Schule verunsichern zu lassen: Sie zeigten, was sie selbst erfunden und eingeübt hatten – und das absolut souverän! Was mich wirklich begeisterte war diese Selbstsicherheit im Auftreten der Kinder: Keine genuschelten Sätze, keine konfusen Auftritte – stattdessen lautes, deutliches Sprechen bei allen und eine Selbstverständlichkeit in ihrem Tun auf der Bühne. Hier wusste einfach jeder Biber was zu tun war – und tat es.

Die Ansätze all dessen hatte ich ja bei meinem ersten Besuch mitbekommen – aber nun die Ergebnisse zu sehen… machte mich sehr glücklich. Denn wieder mal durfte ich sehen, was Theater schafft: Selbstvertrauen, Gemeinschaft, Lebensfreude.

Der Mittelteil – also die Proben, die Anstrengung, der gemeinsame Kraftakt – wurde von den „Peenebibern“, Katharina Müller , Angela und dem Kollegium der „Peeneburg“ geleistet. Weil ihnen allen diese Theaterarbeit wichtig ist. Weil sie wissen, dass Theater Selbstvertrauen, Gemeinschaft, Lebensfreude schafft. Die „Peeneburg“ weiss, dass Theaterarbeit ihre Kinder voran bringt.

Zusätzlich gefördert durch: